Montag, 11. November 2013

Smart Home Lösung: KNX vs. LCN vs. Loxone

Ich habe ja bereits in vorherigen Posts angedeutet, dass wir unser Haus mit einer Smart-Home-Lösung ausstatten werden.

In diesem Post möchte ich zusammenfassen, weshalb ich mich eigentlich für Loxone entschieden habe.

Ganz am Anfang von unserer Hausplanung war mir als Informatiker sofort klar, dass wir auf jeden Fall eine Hausautomatisierung brauchen. Ich bin der Meinung, dass sowas in einen Neubau einfach reingehört. Viele sagen, dass das Spielerei sei ("Wozu möchtest du mit einem Smartphone oder Ipad Licht ein-/ausschalten können?"). Zum Teil ist es sicherlich auch Spielerei. Allerdings bietet eine Smart-Home-Lösung u.a. folgende Funktionen, die ich durchaus für sehr nützlich halte und in meinen Augen keine Spielerei darstellen, sondern zusätzlichen Komfort bieten:
  • Regelung der Raumtemperatur: Unsere Fußbodenheizung soll komplett automatisch gesteuert werden. Dadurch kann die Temperatur nachts automatisch runtergedreht und am Morgen rechtzeitig wieder hoch gedreht werden. Wenn man das Haus verlässt, wird die Temperatur wieder runtergefahren. Da Fußbodenheizung sehr träge ist, macht es wenig Sinn diese manuell zu steuern.
  • Automatische Steuerung der Raffstore: Im Sommer sollen die Raffstore abhängig von der Stellung der Sonne automatisch so geregelt werden, dass möglichst viel Licht reinkommt und zugleich möglichst viel Schatten vorhanden ist.  Wir haben ein Passivhaus und im Sommer kann sich das Haus aufgrund der großen Fenster auf der Südfassade sehr schnell aufwärmen, deshalb ist eine Verschattung auf jeden Fall notwendig. Allerdings soll auch Licht ins Haus reinkommen. Eine manuelle Steuerung von neun Raffstore macht bestimmt keinen Spaß :-)
  • Wenn ich das Haus verlasse, möchte ich sehen können, wo überall Fenster offen sind ohne jetzt durch das ganze Haus rumlaufen zu müssen. Hierzu werden bei uns in alle Fenster Reedkontakte eingebaut. Offene Fenster werden dann anschließend auf einem LED-Display neben der Eingangstür angezeigt.
  • Wenn es draußen stürmt, sollen die Raffstore und die Markise automatisch eingefahren werden. Hierzu werden wir draußen eine Wetterstation anbringen, die u.a. Wind-, Regen- und Lichtsensoren enthält.
  • Die Raffstore sollen nicht automatisch runtergefahren werden, wenn gerade ein Fenster auf der Terasse geöffnet ist.
  • In der Küche und im Wohnzimmer möchte ich per Knopfdruck bestimmte E-Geräte ausschalten können (u.a. als Kinderschutz und zum anderen um durch Standby nicht unnötige Energie zu verschwenden).
  • Wenn ich das Haus verlasse, soll die Alarmanlage aktiviert werden, sobald ich das Schloss mit dem Schlüssel verriegele. Die Alarmanlage soll auf Basis der Bewegungsmelder im Flur und der Reedkontakte in den Fenstern funktionieren. Bei Alarm soll es im Flur mit einem Piezofon sehr laut werden. Zudem kann ich auf mein Handy einen Anruf erhalten.
  • Wenn wir länger abwesend sind, dann soll im Haus eine Anwesenheitssimulation laufen. D.h. das Smart Home tut so, als ob jemand im Haus ist, indem bspw. Raffstore hoch-/runtergefahren werden oder das Licht ein-/ausgeschaltet wird. Das soll Einbrecher abschrecken.
  • Wenn nachts die Bewegungsmelder im Flur das Licht einschalten, dann soll lediglich ein Orientierungslicht leuchten, damit man nachts nicht geblendet wird.
  • Ich möchte kompakte Taster haben und keine riesigen "Schalterbatterien". Im Wohnzimmer haben wir bspw. 3 Raffstore und ca. 10 unterschiedliche Lichtquellen!
  • Die Weihnachstbeleuchtung an den Fenstern soll abends automatisch ein- und ausgeschaltet werden. Hierzu werden schaltbare Steckdosen an Fenstern benötigt.
  • Die Gartenbewässerung soll ebenfalls intelligent sein. Abhängig vom Wetter und der Wetterprogrnose soll der Rasen möglichst automatisch bewässert werden.
Viele der oben genannten Funktionen kann man auch mir herkömmlichen "Insel-Lösungen" erreichen (z. B. Temperaturregelung, Raffstoresteuerung, usw.). Allerdings sind das dann auch Insel-Lösungen. Zudem kann man bei solchen Insel-Lösungen nicht von Vorteilen profitieren, die man durch die Integration der einzelnen Systeme erreichen kann (geht z.T. sicherlich auch, allerdings ist es dann wieder eine Insel-Lösung, ...). Und ob am Ende in Summe die Insellösungen günstiger sind als eine Gesamtlösung, ist auch fraglich.

Ganz am Anfang habe ich mich zunächst intensiv mit KNX beschäftigt. KNX ist ein weltweit anerkanntes Standard-Bussystem und wird von sehr vielen Herstellern unterstützt. Vorteile von KNX sind:
  • es ist ein Standard
  • dezentrale Lösung: wenn ein KNX-Aktor mal ausfallen sollte, läuft der Rest weiter.
  • es gibt eine sehr große Auswahl an Tastern.

Nachteil von KNX: es ist sehr teuer! Für unser Haus würde der Spaß ca. 30.000 EUR kosten. Das war mir einfach viel zu teuer. Zudem würde ich mich zu sehr vom Elektriker abhängig machen. Die Umprogrammierung kann nur mit einer speziellen Software vorgenommen werden, die um die 1000 EUR kostet und sehr kompliziert sein soll. Deshalb habe ich mich nach Alternativen umgeschaut.

Die erste naheliegende Alternative war LCN. LCN ist ebenfalls ein Bussystem, allerdings ist das ein proprietärer Standard. Der Hersteller kommt auch aus unserer Region, nämlich aus Rethen. Zudem habe ich einen Arbeitskollegen, der früher bei dem Hersteller Fa. Issendorf gearbeitet hat, d.h. ich hätte dafür einen sehr guten Ansprechpartner.

Allerdings hat LCN folgende Nachteile:
  • es ist kein Standard
  • es gibt nur eine sehr begrenzte Auswahl an gut aussehenden Tastern. Die von Issendorf angebotenen Glas-Taster sind zwar schick, jedoch auch relativ teuer. KNX-Taster können nicht verwendet werden.
  • preislich war die LCN-Lösung zudem auch nicht wirklich viel günstiger als KNX (obwohl die Fa. Issendorf damit intensiv wirbt). Für unser Haus hätte der Spaß ca. 25.000 EUR gekostet.
  • man macht sich ebenfalls vom Elektriker abhängig, da Umprogrammierung wie bei KNX nur mit einer teueren und komplizierten Software erfolgen kann.

Dann hat mir ein Elektriker (DK-Elektro aus Hannover, der bei uns auch die Installation macht) die Loxone-Lösung empfohlen. Loxone ist kein Bussystem, sondern eine zentrale SPS-Steuerung.

Die Loxone-Lösung hat für mich folgende Vorteile:
  • Loxone kann an ein KNX-Bussystem angeschlossen werden. D.h., ich habe freie Wahl zwischen sämtlichen KNX-Tastern und KNX-Sensoren.
  • Die Software, mit der man die Loxone-Steuerung programmiert, sieht sehr einfach aus (es gibt zahlreiche Online-Schulungen dazu) und sie ist zudem kostenlos. D.h. ich kann damit mit Sicherheit einfach selber Änderungen vornehmen.
  • Die Steuerung per Ipad und Smartphone ist ebenfalls kostenlos. Bei KNX oder LCN kostet die ca. 1000-3000 EUR extra.
  • bei der Loxone-Lösung muss alles zentral verkabelt werden. Dadurch könnte ich im Prinzip auch auf reine KNX-Lösung oder eine andere SPS-Lösung umsteigen.
  • Preislich liege ich deutlich bei unter 20.000 EUR (mit allem drum und dran, d.h. inkl. SAT- und LAN-Verkabelung sowie KNX-Tastern). BTW: wir werden Glastaster der Firma MDT verwenden. Diese sind sehr schick und vom Preis her relativ günstig.

Nachteile von Loxone in meinen Augen sind:
  • es gibt nur einen proprietären Hersteller aus Österreich: Allerdings macht die Firma Loxone auf mich einen sehr dynamischen und modernen Eindruck, so dass ich durchaus denke, dass sie mit Ihrer Lösung den Markt sehr gut durchdringen können. Zudem könnte ich aufgrund der sternförmigen Verkabelung im extremen Notfall auch auf andere Lösungen umsteigen (z.B. andere SPS-Steuerung oder reines KNX). Mit einer sternförmigen Verkabelung ist man immer am flexibelsten, so dass ich sowas auch empfehlen würde, wenn man ein Bussystem einsetzt (man benötigt zwar mehr Kabel, das ist jedoch bei den Gesamtkosten sehr vernachlässigbar).
  • Ausfallsicherheit: Nun, wenn die Loxone ausfällt, geht im Prinzip nichts mehr. An sich sollen SPS-Lösungen "ewig" laufen. Dennoch ist komplexe Technik nun mal anfällig und deshalb habe ich bzw. werde ich folgende Vorkehrungen treffen:
    • Es wird genügend Steckdosen geben, die nicht durch die Loxone gesteuert werden. D.h. man hat bei einem Ausfall immer noch Strom in vielen Steckdosen und kann damit z.B. eine Lampe versorgen.
    • Im HWR kann das Licht auch außerhalb der Loxone ein- und ausgeschaltet werden. Hierzu werden wir ein einfaches Strom-Stoß-Relais verwenden (d.h. man kann das Licht über Loxone aber auch über Taster ein-/ausmachen). Dadurch hat man im Notfall Licht im HWR und kann damit z.B. die defekten Loxone-Komponenten austauschen.
    • Es gibt im Raum Hannover genügend Elektriker, die Loxone-Ersaztzkomponenten haben, sodass diese relativ kurzfristig ausgetauscht werden könnten.
    • Die Software werde ich auf eine separate SD-Karte kopieren, so dass man die Software in die Ersatzkomponente einfach einspielen könnte.
    • Die Fußbodenheizung würde bei einem Ausfall mit der Stufe weiterlaufen, wie beim Ausfall. D.h. es sollte im Winter zumindest nicht kalt werden.
    • Vielleicht gibt es von Loxone irgendwann eine Fail-Over-Lösung.

Nun, bis auf die Ausfallsicherheit, sehe ich in der Loxone-Lösung nur Vorteile. Deshalb habe ich mich dafür entschieden.